Im Diätologen-Seminar erhielten wir einen guten Überblick über die wesentlichen Allergien in Kindes- und Erwachsenenalter. Welche Tests Sinn machen und wie die molekurlare Allergiediagnostik genützt werden kann.
Bei der Diagnostik und Therapie von Inhalationsallergien, Nahrungsmittelallergien und Insektengiftallergien arbeitet man weiterhin mit Allergenextrakten. Frau Dr. Bangert erklärte uns anhand der Birkenpollen, dass Birkenpollen verschiedene Allergene enthalten, die einerseits für die Birke unterschiedliche biologische Funktionen erfüllen und andererseits unterschiedliche klinische Auswirkungen für den Patienten haben. Das Hauptallergen aus der Birke, trägt die Allergenbezeichnung Bet v 1, und es ist in erster Linie verantwortlich für die Heuschnupfen-Symptomatik eines Birkenpollenallergikers. Zudem kann das Bet v 1 beim Patienten auch zu einer assoziierten Nahrungsmittelallergie führen, da homologe Proteine in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind (z.B. im Apfel). Das bedeutet, Bet v 1 ist beim Birkenpollenallergiker das relevante Allergen, das mit einer spezifischen Immuntherapie therapiert werden sollte.
Neben dem Bet v 1 gibt es aber auch noch die kreuzreaktiven Nebenallergene: Bet v 2 (Prolin) und Bet v 4 (Polcalcin), die in einer Vielzahl von unterschiedlichen pflanzlichen Allergenquellen vorkommen. Aber wichtig ist, dass diese Nebenallergene symptomatisch nicht relevant sind.
Mit der molekularen Allergiediagnostik gelingt es also zwischen der klinisch relevanten Primärsensibilisierung und einer Kreuzreaktion zu unterscheiden.
Zum Beispiel das Bet v 1 der Birke hat viele sehr ähnlich strukturierte Nahrungsmittel-Allergene, d. h. der Birkenpollenallergiker reagiert und auch klinisch Symptome verursacht. Typischerweise können Birkenpollenallergiker deshalb auf Bet v 1-homologe Allergene in Nahrungsmitteln wie Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pfirsichen eine Kreuzallergie entwickeln.
Bei Nahrungsmittelallergien ist die molekulare Allergiediagnostik großartig, um zu erkennen ob ein Anaphylaxierisiko für den Patienten besteht.
Wenn ein Patient berichtet, dass er allergisch auf Birkenpollen ist, aber wenn er zu Erdnüssen greift, verspürt er ein Kribbeln im Mund. Nun gilt es zu unterscheiden, ob hier eine Kreuzreaktion vorliegt oder echte Nahrungsmittelallergie auf Erdnüsse mit eine Anaphylaxie-Gefahr.
Die molekulare Allergiediagnostik wird hier genutzt um dieses Risiko richtig einzuschätzen, man würde mit Testung auf die Speicherproteine der Erdnuss (z.B. Ara h 2) herausfinden, ob dieses Lebensmittel zu meiden ist und ob ein Allergie-Notfallskit notwendig ist.
Es gibt, wie gesagt, unterschiedliche Methoden zur Diagnose von Allergien. Die günstigste Variante ist der Prick-Test, der von den Krankenkassen problemlos übernommen wird. Ebenfalls übernommen werden, innerhalb eines definierten Rahmens, die Kosten für die klassischen serologischen Tests, d.h. die IgE-Bluttests. Und zwar sowohl die Extraktdiagnostik als auch die molekulare Allergiediagnostik auf 10 einzelne Allergenkomponenten.
Möchte ein Patient schnell Klarheit, kann die Microchip-Diagnostik mit einem sogenannten Multiplex-Test wie dem ImmunoCAP®ISAC oder ALEX kostenpflichtig (Kosten für die molekulare Allergiediagnostik mit dem ImmunoCAP ISAC derzeit circa 350,- € und für ALEX derzeit 138,- €;)
gewählt werden. ISAC & ALEX Test sind Multiplex ELISA-Tests zur Bestimmung von IgE-Antikörpern im Rahmen einer Allergiediagnostik. Es werden dabei Gesamt-IgE, Einzelextrakte sowie auch verschiedene rekombinante Allergene von ausgewählten inhalativen und nutritiven Allergenquellen (insgesamt dzt. 282 Einzeltests) getestet, die Kosten übernehmen die Kassen derzeit nicht.
Allerdings ist die Deutung der Testergebnisse besser in spezialisierte Hände zu legen, also besser in Allergiezentren;
Die Diätologin Martina Fischl (AKH – Allergologie) ergänzte die verschiedenen Allergien mit diätetischen Fachwissen und ließ auch kleine Feinheiten nicht unerwähnt, dass in so manchen grünen Pesto aus Kostengründen auch manchmal Cashewnüsse zu finden sind, auch hier sei gesagt, auch wenn Produkte schon lange bekannt sind und oft gut verträglich waren, so ist man als Allergiker immer gezwungen das Kleingedruckte stets zu lesen.
Schwierig empfinde ich, dass in der Lebensmittelbezeichnung „Spuren“ nicht genau definiert ist, was und wie viel Spuren sein können. Aber vielleicht kommt da noch in Zukunft mehr Klarheit.
Die Fallbeispiele machten das Seminar sehr anschaulich und auch kurzweilig – auch wenn ich noch erwähnen kann, dass die vielen neuen Begriffe wie Bet v1, Ana o1 oder Cor a 14 mir auch noch im Kopf herumschwirrten!