Was bewirken FODMAPS im menschlichen Körper?
Die Mehrfachzucker Fruktooligosaccharide (FOS) und Galaktooligosaccharide (GOS) (beide aus weniger als 10 Zuckermolekülen zusammengesetzt), das einigen präbiotischen Joghurts zugesetzte Inulin und die in vielen Nahrungsmitteln enthaltenen Fruktane (=langkettige Kohlenhydrate, aus > 10 Fruktose-Molekülen bestehend) können im menschlichen Darm nicht wie z.B. Traubenzucker (Glukose) zügig aufgenommen und dem Körper als Nährstoff zur Verfügung gestellt werden. Sie gelangen in tiefere Darmabschnitte (unterer Teil des Dünndarms und rechtsseitiger Dickdarm), wo sie unter Einwirkung der Darmbakterien zu Gasen (wie Wasserstoff, Kohlendioxid und Methan) und zu kurzkettigen Fettsäuren (wie Azetat, Propionat und Butyrat) verstoffwechselt werden. Das gleiche passiert mit Laktose, wenn dieser Doppelzucker bei Laktasemangel nicht gespalten und resorbiert werden kann (=Laktoseintoleranz), und mit Fruktose, wenn dieser Zucker in Mengen eingenommen wird, die die Aufnahmekapazität des menschlichen Darms übersteigen =Fruktosemalabsorption).
Auch die in einigen Früchten vorkommenden Zuckeralkohole und die künstlichen Süßstoffe Sorbitol, Mannitol u.a.m. (in ‚zuckerfreien’ Kaugummis, Bonbons, Limonaden enthalten) werden in analoger Weise von den Darmbakterien vergärt.
Fruktose, FOS und Fruktane sind osmotisch aktive Substanzen, d.h. sie ziehen Wasser ins Darmlumen, was die Peristaltik anregt und zu wässrigen Stühlen / Durchfall führt. GOS und Polyole (Zuckeralkohole) führen zu reichlicher Gasbildung, was vermehrte Blähungen und Windabgang hervorruft. Wie die Nahrungsmittel, die unter dem Kunstwort FODMAP zusammengefasst werden, die Reizdarmbeschwerden hervorrufen, ist in der folgenden Abbildung dargestellt.
Bei wem ist eine FODMAP-arme Ernährung angezeigt?
Eine FODMAP-arme Ernährung ist bei starker Blähneigung und breiigen Stühlen oder Durchfall (ohne Fieber und ohne Blut im Stuhl) in Kombination mit Bauchschmerzen / Bauchkrämpfen und vermehrtem Windabgang angezeigt. Dies betrifft in erster Linie
Patienten mit einem ‚Reizdarm-Syndrom’.
Eine FODMAP-arme Ernährung kann aber auch bei Patienten mit Fruktosemalabsorption und/oder Sorbitintoleranz, bei denen eine Fruktose-/Sorbit-arme Ernährung allein keine ausreichende Besserung gebracht hat, oder Patienten mit Laktoseintoleranz, bei denen eine laktosearme Ernährung (unter Verwendung von Minus-L-Milch oder laktosefreiem Käse)keine ausreichende Besserung gebracht hat, hilfreich.
Wie sollte bei einer FODMAP-armen Ernährung vorgegangen werden?
Alle FODMAP-reichen Nahrungsmittel sollten anfangs für ein paar Wochen komplett gemieden werden, wie lange konkret kann nur idividuell entschieden werden.
In einer zweiten Phase werden verschiedene FODMAP-haltige Nahrungsmittel auf ihre individuelle Verträglichkeit getestet werden.
Hierzu kann über 3-4 Tage ein FODMAP-haltiges Nahrungsmittel in steigender Menge eingenommen werden, um herauszufinden, welche Menge von diesem Nahrungsmittel vertragen wird. Eine Woche später kann dann ein weiteres FODMAP-haltiges Nahrungsmittel wiederum in steigenden Mengen über 3-4 Tage getestet werden.
Bei der systematischen Austestung der individuellen Verträglichkeit geht es darum, die FODMAP-haltigen Nahrungsmittel, die im konkreten Einzelfall Beschwerden auslösen, zu erkennen und langfristig wegzulassen.
Ziel ist, eine Ernährung zu finden, bei der – ohne zu große diätetische Einschränkungen – die Beschwerden auf ein erträgliches Maß reduziert werden und die Lebensqualität zufrieden stellend gebessert bleibt.
Fazit: Was ist FODMAP?
FODMAPs können viele Darm- und Verdauungsprobleme verursachen. Die jeweiligen Kohlenhydrate gelangen in den Dickdarm und sorgen dort für Blähungen und Durchfall. Davon ist jedoch längst nicht jeder betroffen. Wer unter unerklärlichen Darmproblemen leidet, tut gut daran, eine FODMAP-arme Diät auszuprobieren und im weiteren Verlauf den Zucker bzw. die spezifischen Kohlenhydrate zu ermitteln, die die Probleme verursachen.
Die wohl wichtigste Frage ist: Welche Lebensmittel sind nun erlaubt und welche nicht?
Im Prinzip sind alle Lebensmittel erlaubt, die keine Fruktose, Laktose, Galaktane, Fruktane und Polyole Zuckeraustauschstoffe (Sorbit, Xylith, …) enthalten. Da dies in der Praxis nicht so einfach ist, stelle ich für den Patienten einen individuellen Diätbausatz zusammen, wo beispielhaft die verschiedensten Mahlzeitenkombinationen aufgelistet – für alle Interessierten mit Rezept, ansonsten mit Tipp: wo diese Produkte erhältlich sind; So werden alle Stoffe, die das Magen-Darm-System reizen können, ausgeschlossen.
Im Internet gibt es verschiedenste Listen. Da es aber wahnsinnig mühsam ist die einzelnen Listen herauszusuchen, werden meine Patienten mit einer vollständigen Fodmap-Liste nach Dr. Sue Sheperd versorgt.
Vorher noch ein paar generelle Regeln, die zu beachten sind:
• So wenig Alkohol wie möglich (am besten keinen)- er greift die Magen- und Darmschleimhäute an
• Viel Wasser trinken
• In kleinen Portionen und in Ruhe, ohne Stress, essen
• Sehr gut kauen
• Fertiggerichte weitestgehend vermeiden, da sie oft zu viele Inhaltsstoffe und verstecke Fodmaps enthalten
• Frisches Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch sind am besten
Für wen ist die FODMAP-Diät zu empfehlen?
• Verdauungsprobleme
• Reizdarm
• Dünndarmfehlbesiedlung
Jeder mit unerklärlichen Verdauungsproblemen profitiert davon. Blähungen und Durchfall wie sie von FODMAPs verursacht werden können, sind allein schon unangenehm. Die daraus resultierenden Reizungen sind ein weiterer Grund, eine FODMAP-arme Diät auszuprobieren. Jeder mit psychologischen Problemen, Stress und Depressionen Darm und Gehirn sind eng miteinander verbunden. Stress ist bekannt als Ursache für Reizdarmsyndrom und umgekehrt können Probleme im Darmbereich sich auch auf die Psyche niederschlagen.
Eine FODMAP-arme Diät kann häufig unerklärliche Darmprobleme lindern, bei denen beispielsweise Zöliakie oder Colitis Ulcerosa ausgeschlossen wurden. Jeder mit Reizdarmsyndrom (RDS) FODMAPs verschlimmern die Symptome des Reizdarmsyndroms. Eine FODMAP-arme Ernährung hat sich in Studien als erheblich effektiver in der RDS-Behandlung gezeigt als die herkömmliche Ernährungsempfehlung bei dieser Krankheit. Jeder mit Dünndarmfehlbesiedlung Im Dünndarm wohnen normalerweise relativ wenige Bakterien. Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO, small intestine bacteria overgrowth) enthält der Dünndarm viel zu viele Bakterien und diese stören die Verdauung und Nährstoffabsorption. SIBO-Patienten leiden oft unter Lactasemangel (dem nötigen Enzym zur Lactoseverdauung) und auch Sorbitol- und Fructosemalabsorption. Und Überraschung: alle drei sind FODMAPs.
Die FODMAP-Diät ist ganz klar zusammengestellt – Sie erhalten nach einem ausführlichen Anamnesegespräch ihren persönlichen FODMAP-Diätbausatz.