Die Laktoseintoleranz wurde in den letzten Jahren zunehmend thematisiert. Die Supermarktregale füllen sich immer mehr mit lactosefreien Produkten. Es werden viele Stimmen laut, dass Laktoseintoleranz einfach nur ein Trend sei. Wer so denkt, sollte unbedingt nun weiterlesen:
Es ist zu beachten, dass nicht die Häufigkeit des Laktasemangels ansteigt, sondern dass vor allem durch die immer weiter verbreitete Verwendung von Laktose als Zusatzstoff in Lebensmitteln den Symptomen einer Intoleranz mehr Bedeutung zugemessen wird.
Bis zu 70 % der Weltbevölkerung sind nicht in der Lage, große Mengen an Laktose zu verdauen. Es handelt sich bei der Laktosemaldigestion also um einen normalen physiologischen Zustand, bei dem es durch Zufuhr von Laktose zu Bauchweh, Blähungen und Durchfall, also Symptomen einer Intoleranz kommen kann [sie Studie: LEDOCHOWSKI, 2009].
Betroffene Personen müssen aus diesem Grund verstärkt auf ihre Ernährung achten, um beschwerdefrei leben zu können. Viele Laktosemalabsorber sind sich ihres Enzymmangels jedoch nicht bewusst. So sind sie nicht in der Lage, ihre Beschwerden der Laktoseintoleranz zuzuordnen. Unterschiedliche Testverfahren können diesbezüglich klare Ergebnisse liefern.
Viele Namen für die Laktoseintoleranz
Die Einheitlichkeit in der Terminologie im Bezug auf Laktoseintoleranz ist mangelhaft.
Laktasemangel, Laktosemalabsorption und Laktosemaldigestion (Laktose- Fehlverdauung) werden in der Literatur oft als Synonyme für Laktoseintoleranz gebraucht. Streng genommen wird eine Person nur als laktoseintolerant bezeichnet,wenn sie nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel gastrointestinale Symptome wie Blähungen, Flatulenz, Bauchkrämpfe und Diarrhöe aufweist, die auf eine
Malabsorption der Laktose zurückzuführen sind. Ein beschwerdefreier Mangel wird als Laktosemaldigestion bezeichnet. Üblicherweise wird der Ausdruck Laktoseintoleranz jedoch für die Unfähigkeit, das Disaccharid Laktose in seine Einfachzucker Glucose und Galaktose zu spalten und aufzunehmen, verwendet.
Diese Unfähigkeit wird durch einen Mangel des Enzyms Laktase, das in den Bürstensaumzellen des Dünndarms lokalisiert ist und für die Spaltung der Laktose notwendig ist, verursacht. Hypolaktasie oder Laktosemaldigestion ist bei Erwachsenen sehr verbreitet und beruht auf dem normalen Rückgang der Laktaseproduktion nach dem Abstillen. Die Prävalenz des Enzymmangels weist in Europa ein Nord-Süd-Gefälle
auf. In Skandinavien beträgt sie nur 3-8 %,
in Österreich und Deutschland 13-20 %,
und im Mittelmeerraum kann die Prävalenz der Laktoseintoleranz bis zu 70 % betragen!
Laktosemaldigestion tritt in drei Formen auf:
• Primärer,
• sekundärer und
• congenitaler
Primärer Laktasemangel
Alle neugeborenen Säugetiere haben einen hohen Level des Enzyms Laktase, um die Laktose der Milch verdauen zu können. Nach der Stillperiode sinkt die Aktivität des Enzyms bei allen Säugetieren und bei den meisten Menschen stark ab. Im Alter von drei bis fünf Jahren, wenn das Kind nicht mehr auf die Muttermilch angewiesen ist, sondern eine große Auswahl an Nahrungsmitteln hat, ist der Laktaselevel daher niedrig. Dieser Zustand wird als primärer Laktasemangel bezeichnet. Er ist genetisch festgelegt und wird autosomal rezessiv vererbt. Nur wenn es durch den Konsum von laktosehaltigen Produkten auch zu gastrointestinalen Symptomen kommt, spricht man von primärer Laktoseintoleranz. Beschwerden treten dann auf, wenn mehr Laktose konsumiert wird, als der Körper durch die Restenzymaktivität in Glucose und Galaktose aufzuspalten in der Lage ist.
Sekundärer Laktasemangel
Sekundärer Laktasemangel bedeutet, dass ein pathophysiologischer Zustand für den Laktasemangel und die daraus folgende Laktosemalabsorption verantwortlich ist. Krankheiten, die einen sekundären Laktasemangel und dadurch eine sekundäre Laktoseintoleranz hervorrufen können, sind zum Beispiel Zöliakie, Morbus Chron, Befälle durch Parasiten oder akute Infektionen wie durch Rotaviren. Diese
Erkrankungen schädigen den Dünndarm und führen zum Verlust der laktasehaltigen Epithelzellen an den Spitzen der Darmzotten. Die nachwachsenden, unreifen Epithelzellen produzieren oft keine Laktase.
Auch schwerwiegende Unterernährung, wie sie bei Kindern in so genannten Entwicklungsländern häufig ist, kann zu einer Dünndarmatrophie und damit zu sekundärem Laktasemangel führen.
Normalerweise erfordert die Behandlung von sekundärem Laktasemangel keine Elimination der Laktose aus der Nahrung. Vielmehr muss die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden. Wenn die Ursache beseitigt ist, können laktosehaltige Produkte normal konsumiert werden.
Primäre und sekundäre Laktoseintoleranz sind selten vollständige Intoleranzen. Ob jemand gastrointestinale Symptome entwickelt, hängt von der Restenzymaktivität, der konsumierten Laktose, der Transitzeit durch den Magen-Darm-Trakt und der Laktaseaktivität der colonalen Mikroflora ab.
Congenitaler Laktasemangel
Congenitaler Laktasemangel ist eine sehr schwere Form des Laktasemangels mit einer sich von den anderen Formen unterscheidenden Pathogenese. Dabei ist von Geburt an keine oder nur sehr geringe Laktaseaktivität im Darm vorhanden. Schon in den ersten Lebenstagen treten bei congenitalem Laktasemangel nach dem Genuss von Muttermilch oder laktosehaltiger Säuglingsnahrung wässrige Diarrhöen auf. Diese führen, wenn sie unbehandelt bleiben, zu gefährlicher Dehydration, gleichzeitig nehmen die betroffenen Kinder unzureichend an Gewicht zu. Wenn der congenitale Laktasemangel erkannt wird, kann auf laktosefreie Formula-Ernährung umgestellt werden. Das kuriert die Diarrhöe binnen Stunden, schwerwiegende Symptome können vermieden werden, und die Kinder nehmen normal an Gewicht zu. Die meisten Fälle des congenitalen Laktasemangels wurden bis jetzt in Finnland bekannt.
Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigt jedoch, dass diese Form des Laktasemangels häufiger sein könnte als bisher angenommen. Bei Säuglingen, die nach dem ersten Kontakt mit Milch Diarrhöe entwickeln, sollte auf Laktasemangel getestet werden. Ein solcher lässt sich durch den Gehalt an Laktose im Stuhl leicht feststellen.
Bei allen Formen leiden die Betroffenen und brauchen eine Unterstützung, denn Sie ahnen es bereits, mit dem Weglassen von Laktose in normalen Milchprodukten ist es nicht getan. Ich war sehr überrascht, als ich die Laktose auch z. B. in einer Dose Fisch in Tomatensoße fand. Laktose färbt Würstchen braun und wird für viele Produkte als Zusatz verwendet. Je nach Grad der Intoleranz kann das viele Probleme verursachen!
Also bleib tolerant gegenüber Laktoseintoleranz!